Anfang Juli lud mich die Firma Erdinger Weißbier zu einer
Floßfahrt auf der Isar ein.
Ich war natürlich gespannt und doch ein bisschen ängstlich.
Einfach auf ein paar Holzbalken die Isar lang? Ist das nicht gefährlich und die wichtigste Frage überhaupt:
Gibt’s auf so einem Ding ein Klöchen?
Gleich vorweg: Es gab keins!
An der Ablegestelle betrachtete ich das Floß sehr skeptisch.
Tatsächlich!
Nur Baumstämme mit Drahtseilen zusammen gebunden.
Damit kann man sechs Stunden auf einem Fluss fahren?
Man kann – und wie!
Die ersten Meter verliefen sehr ruhig, trotz echter
bayrischer Blaskapelle auf dem Floß.
Fast schon idyllische plätscherte das Floß durch ein Naturschutzgebiet.
Wie das nunmal so ist, wenn ich mal die Klappe halten muss, setzt meine
Denkmaschine ein.
Und so dachte ich, dass so eine Floßfahrt schon irgendwie
symbolisch auch für die Beziehungen zwischen Menschen sein kann. Es war klar:
dazu mache ich einen Blog. (Der am Ende dann ein etwas anderes Resümee fand als
geplant.)
Ehe man sich einlässt, überlegt man, ob die Sache, denn auch sicher
ist. Ob es denn auch die notwendigsten Sicherheiten in dieser Beziehung geben
kann.
Oft fallen uns zum Beispiel die besten einfachen Menschen gar
nicht mehr auf, weil wir in unseren aufgestylten Leben nur die schönsten Hochglanz
Menschen zählen. Die mit den fetten Autos und dem guten Einkommen. Die fitten,
schlanken und gesunden Menschen.
Auf so einem Floß kommt es nicht drauf an, wie schön die
Stämme sind, sondern wie tragfähig.
Wie gut sie zusammengebunden sind. Warum
das so wichtig ist, sollte ich nach dem Mittagessen erfahren.
In unseren Beziehungen binden wir die Baumstämme aneinander
mit Drahtseilen, die wir selber herstellen. Aus Vertrauen und Vertrautheit. Aus
Geduld, Verständnis Liebe und auch Konflikten. Denn ohne Konflikte würden wir
irgendwann keine festeren Seile mehr bauen. Wir würden mit den paar dünnen
Seilchen versuchen durch unseren Lebensfluss zu kommen und uns irgendwann
wundern, dass unser Floß auseinander driftet, wenn es manchmal im Leben rasend
bergab geht.
Das Floß hielt und was soll ich sagen? Die Stimmung unserer immerhin 50 Mann starken Truppe wurde besser und besser. Das kann natürlich auch am Erdinger Weißbier gelegen haben, aber irgendwie verbindet so ein Abenteuer auch.
Zum Ende hin, fing es mächtig an zu regnen und die Flößer
spannten, wieder mit einfachsten Mitteln, eine lange Plane über unser Floß. Wir
rückten halt alle ein bisschen näher zusammen und alle waren sich hinterher
einig, dass es ohne den Regen nur halb so schön gewesen wäre.
Manchmal ist es halt auch im Leben so, dass Menschen eine
Weile näher zusammenrücken müssen im Regen, damit keiner nass wird oder hinten rüber
ins Wasser fällt. Das ist gar nicht so schwer und klar haben wir manchmal Angst
davor, mit völlig Fremden auf ein Floß zu steigen. Ich bin sicher:
Am Ende werden wir wissen, es wäre ohne die anderen nur halb
so schön und nicht das Selbe gewesen.
Nein, ich schreibe hier nicht mehr nur über Liebesbeziehung
und Freundschaften, sondern auch über Menschen die Flüchten mussten und darum
bitten auf unser Floß zu dürfen.
Ich denke in den letzten Tagen, in denen ich viel lese über
Hass, Ängste und Ablehnung, zurück an unsere Floßfahrt.
Ja, das „Bier“ könnte knapper werden und ja, wir müssen
enger zusammenrücken. Klar macht uns das erstmal irgendwie auch Angst, aber wir
sind es doch, die die Drahtseile bauen, die unser Floß zusammenhalten.
Mit
Verständnis, Menschenliebe und Vertrauen.
Eure
Michaela Röder
(Autorin über Liebe, Glück und andere Gemeinheiten, Mensch
mit festem Glauben an die Liebe und erprobte Floßfahrerin)
Ich danke der Firma Erdinger Weißbräu für unvergessliche
zwei Tage und Anette und Björn Kattwinkel für die Videos. Schön Euch kennengelernt zu
haben!
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