Freitag, 21. August 2015

Eine Floßfahrt, tragfähige Beziehungen und Menschen, die näher zusammenrücken

Anfang Juli lud mich die Firma Erdinger Weißbier zu einer Floßfahrt auf der Isar ein.
Ich war natürlich gespannt und doch ein bisschen ängstlich. Einfach auf ein paar Holzbalken die Isar lang? Ist das nicht gefährlich und die wichtigste Frage überhaupt: 



Gibt’s auf so einem Ding ein Klöchen?
Gleich vorweg: Es gab keins!



An der Ablegestelle betrachtete ich das Floß sehr skeptisch. 
Tatsächlich! 

Nur Baumstämme mit Drahtseilen zusammen gebunden. 

Damit kann man sechs Stunden auf einem Fluss fahren?
Man kann – und wie!

Die ersten Meter verliefen sehr ruhig, trotz echter bayrischer Blaskapelle auf dem Floß.

Fast schon idyllische plätscherte das Floß durch ein Naturschutzgebiet.


Wie das nunmal so ist, wenn ich mal die Klappe halten muss, setzt meine Denkmaschine ein. 
Und so dachte ich, dass so eine Floßfahrt schon irgendwie symbolisch auch für die Beziehungen zwischen Menschen sein kann. Es war klar: dazu mache ich einen Blog. (Der am Ende dann ein etwas anderes Resümee fand als geplant.)

Ehe man sich einlässt, überlegt man, ob die Sache, denn auch sicher ist. Ob es denn auch die notwendigsten Sicherheiten in dieser Beziehung geben kann. 

Oft fallen uns zum Beispiel die besten einfachen Menschen gar nicht mehr auf, weil wir in unseren aufgestylten Leben nur die schönsten Hochglanz Menschen zählen. Die mit den fetten Autos und dem guten Einkommen. Die fitten, schlanken und gesunden Menschen.

Auf so einem Floß kommt es nicht drauf an, wie schön die Stämme sind, sondern wie tragfähig. 

Wie gut sie zusammengebunden sind. Warum das so wichtig ist, sollte ich nach dem Mittagessen erfahren.

In unseren Beziehungen binden wir die Baumstämme aneinander mit Drahtseilen, die wir selber herstellen. Aus Vertrauen und Vertrautheit. Aus Geduld, Verständnis Liebe und auch Konflikten. Denn ohne Konflikte würden wir irgendwann keine festeren Seile mehr bauen. Wir würden mit den paar dünnen Seilchen versuchen durch unseren Lebensfluss zu kommen und uns irgendwann wundern, dass unser Floß auseinander driftet, wenn es manchmal im Leben rasend bergab geht.

                                         
                                                                                                   
Das Floß hielt und was soll ich sagen? Die Stimmung unserer immerhin 50 Mann starken Truppe wurde besser und besser. Das kann natürlich auch am Erdinger Weißbier gelegen haben, aber irgendwie verbindet so ein Abenteuer auch.


Zum Ende hin, fing es mächtig an zu regnen und die Flößer spannten, wieder mit einfachsten Mitteln, eine lange Plane über unser Floß. Wir rückten halt alle ein bisschen näher zusammen und alle waren sich hinterher einig, dass es ohne den Regen nur halb so schön gewesen wäre.
Manchmal ist es halt auch im Leben so, dass Menschen eine Weile näher zusammenrücken müssen im Regen, damit keiner nass wird oder hinten rüber ins Wasser fällt. Das ist gar nicht so schwer und klar haben wir manchmal Angst davor, mit völlig Fremden auf ein Floß zu steigen. Ich bin sicher:
Am Ende werden wir wissen, es wäre ohne die anderen nur halb so schön und nicht das Selbe gewesen.

Nein, ich schreibe hier nicht mehr nur über Liebesbeziehung und Freundschaften, sondern auch über Menschen die Flüchten mussten und darum bitten auf unser Floß zu dürfen.
Ich denke in den letzten Tagen, in denen ich viel lese über Hass, Ängste und Ablehnung, zurück an unsere Floßfahrt.

Ja, das „Bier“ könnte knapper werden und ja, wir müssen enger zusammenrücken. Klar macht uns das erstmal irgendwie auch Angst, aber wir sind es doch, die die Drahtseile bauen, die unser Floß zusammenhalten. 
Mit Verständnis, Menschenliebe und Vertrauen.

Eure

Michaela Röder

(Autorin über Liebe, Glück und andere Gemeinheiten, Mensch mit festem Glauben an die Liebe und erprobte Floßfahrerin)


Ich danke der Firma Erdinger Weißbräu für unvergessliche zwei Tage und Anette und Björn Kattwinkel für die Videos. Schön Euch kennengelernt zu haben!


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